Vor 3 Tagen hat Barbara Haselböck in ihrem Blog mangoomangoo auf ein Interview mit Hermann Knoflacher, dem Leiter des Instituts für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik der TU Wien, hingewiesen. Heute lese ich in der Presse unter dem Titel „Länger grün für Fußgänger„, dass alle Ampeln in Wien (insgesamt 1.130 laut Presse) modernisiert und dann die Grünphasen flexibel verändert werden sollen. Dass diese flexible Veränderung zugunsten der Fußgänger gehen soll, steht im Masterplan Verkehr. Nun gibt es vom Gemeinderat auch noch einen Antrag Problemampeln ausfindig zu machen. Klingt alles ja sehr positiv. Doch wie wird das in der Realität aussehen? Ein paar Beobachtungen dazu:
- Viele Ampel sind bereits heute mit einem Bewegungsmelder ausgestattet, der auf Bewegungen von Fußgängern im Zebrastreifen-Bereich reagieren soll.
- An vielen Ampel müssen Fußgänger durch Auslösen eines Signals erst ihren Bedarf, die Kreuzung zu queren, „anmelden“. Das gibt es natürlich auch für Autofahrer in die Fahrbahn im Kreuzungsbereich eingebaut (Übrigens müssen auch Radfahrer diese Ampeln so auslösen, wenn nicht ein eigener Knopf bei einem Radweg vorgesehen ist. Ich habe manchmal das Gefühl, dass mein Gewicht dafür zu gering ist)
- Fußgänger dürfen Kreuzungen auf dem Zebrastreifen bevorzugt queren. Autofahrer müssen also stehenbleiben, wenn erkennbar ist, dass ein Fußgänger die Kreuzung queren will. Dazu muss der Fußgänger aber (so die Interpretation) bereits beim Übergang stehen, damit seine Intention deutlich erkennbar ist. Übrigens auch für Radfahrer ist die Querung einer Kreuzung geregelt: Sie dürfen nicht schneller als 10 km/h fahren und ein herannahendes Auto nicht gefährden (?!).
- Als Folge des vorangegangenen Punkts werden Kreuzungen häufig nicht mehr mit Zebrastreifen ausgestattet, womit der Vorrang für Fußgänger auch nicht gilt.
Angesichts dieser Beobachtungen des Umgangs mit Fußgängern in der Vergangenheit, bezweifle ich, dass das Umrüsten der Ampeln zugunsten der Fußgänger gemacht wird. Besonders den Punkt mit den Sensoren sollte man beobachten und evaluieren, denn das kann ganz schnell auch einmal zu ungunsten der Fußgänger gehen. Autos werden von Sensoren wegen ihrer Größe natürlich viel leichter wahrgenommen als Fußgänger, egal, ob eine oder viele Personen drinnen sitzen.
Der Antrag selbst stellt noch keine Verbesserung dar, doch der Wille (vor allem, weil er mit Zustimmung aller Parteien gestellt wurde) ist ein Schritt in die richtige Richtung. Am 22. September können Fußgänger übrigens an vielen Orten in der Stadt einmal die Perspektive eines Autofahrers testen. Es ist Autofreier Tag und so zentrale Straßen, wie der Ring im Bereich zwischen Operngasse und Stadiongasse, ist für Autofahrer gesperrt.
reclaim the street ….
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