Bio… passt nicht zu …treibstoff

von | Sep 24, 2007 | Klimawandel, Mobilität, Nachhaltigkeit, Umweltpolitik | 0 Kommentare

Das Thema Biotreibstoffe beschäftigt mich nun schon eine ganze Weile und täglich rasseln neue erschreckende Wahrheiten über diese so fälschlich als Heilmittel gegen den Klimawandel gepriesenen Treibstoffe. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll mit meinem Bericht darüber.
Im März 2007 beschloss die EU in den kommenden Jahren den Anteil von Biotreibstoffen an den gesamten Treibstoffen verpflichtend auf 10% anzuheben. Dies entgegen den Warnungen zahlreicher Wissenschafter und NGOs und ohne jeglicher Basis an Szenarien bezüglich der Verfügbarkeit dieser nachwachsenden Rohstoffe. Die Idee ist klar: durch den Einsatz dieser Treibstoffe soll der Ausstoß an CO2, dem derzeitigen Sündenbock Nummer eins (Methan holt allerdings schon auf) für den herannahenden Klimawandel, reduziert werden. Die Idee … doch die Tatsachen sehen anders aus. Namhafte Institutionen, wie das deutsche Umweltbundesamt, weisen bereits darauf hin, dass selbst dieser Klimaeffekt bspw. bei Biodiesel nur teilweise zutreffend ist.

Heute flatterte wieder ein Email in meinen Posteingang, das mich nun endgültig dazu bringt, dieses Thema hier in meinem Weblog aufzugreifen. Der Verein Rettet den Regenwald schickte 2 Berichte des Schweizers Reto Sonderegger, der in Paraguay lebt. Unter dem Titel Greenwash und Tortillakrise kritisiert er unter anderem auch die Praktiken so bekannter Organisationen wie dem WWF und FSC (Forest Stewardship Councel). So beteiligt sich z.B. der WWF am Round Table on Responsible Soy (RTRS). Das Wort „nachhaltig“ (sustainable) wurde durch den Begriff „verantwortlich“ ersetzt, nachdem ein sehr kritischer Bericht über die Kriterien des RTRS in der schweizer Wochenzeitung WOZ erschienen ist. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte der WWF natürlich den Rückzug starten müssen. Von derartigen Round Tables werden laufend Labels vergeben, die den Produkten dann Nachhaltigkeit, Ethische Korrektheit, Soziale Verantwortung und dgl. nachsagen. Der kritische Konsument verlässt sich auf solche Labels, vor allem, wenn ihm bekannte Organisationen ihren Namen dafür hergeben. Es gilt hier also nicht das Kriterium „besser dabei sein und wenig ändern als draußen sein und nichts ändern“, wenn man Kompromisse eingehen muss. Es gilt einen Ruf zu verteidigen.

Was ist nun eigentlich das Problem an Biotreibstoffen. Kurz gesagt: Sie stehen in Konkurrenz zu Lebensmitteln, in vielen Ländern sogar zu Basis-Lebensmitteln, wie dem Mais bspw. in Mexico. Dort hat der Boom zu erneuerbaren Rohstoffen für die motorisierte Fortbewegung vor allem der Menschen in den USA schon zu der sogenannten Tortillakrise geführt. Für die Produktion stehen keineswegs ausreichend Flächen zur Verfügung. Um neueFlächen zu schaffen werden Regen- und andere Primärwälder in bisher nicht da gewesenem Ausmaß gerodet. Auch die Nutzung von Brachland wie in Brasilien und Paraguay ist sehr kritisch. Das Land gehört nämlich vielfach Großgrundbesitzern und wurde in beiden Ländern bereits bisher landlosen Bauern versprochen oder übertragen. Sollte dieses nun für den Anbau von Soja verwendet werden, sind diese Bauern wieder gezwungen tiefer in die Wälder zu ziehen.

Laut neuesten Erkenntnissen (ORF, ZIB 2 vom 11. Mai 2007) kann durch den Einsatz von Biotreibstoffen sogar das bodennahe Ozon steigen und vermehrt Smog auftreten. Die Probleme verschieben sich also nur.

Biotreibstoffe sind keine Lösung, sie sind Symptombekämpfung. Wir werden nicht drum herumkommen, unseren Lebensstil zu ändern.

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