Die Stadt Wien tut in den letzten Jahren einiges für den Radverkehr, das kann man nicht leugnen. Natürlich könnte es mehr sein, wenn man prinzipiell das Denken im Kopf ändern und dem nichtmotorisierten Verkehr Priorität einräumen würde, aber das soll nicht Thema dieses Beitrags sein. Vielmehr möchte ich eine interessante Entdeckung präsentieren, die ich gestern gemacht habe. Seit einiger Zeit gibt es auf der Website der Stadt Wien einen Routenplaner für Radfahrer. Man gibt 2 Adressen ein, kann dann noch zwischen sicherer und schneller Strecke wählen und bekommt das Ergebnis auf einem Plan angezeigt sowie eine genaue Routenbeschreibung (Autofahrer kennen das ja zur genüge). Ich habe das Tool gestern einmal ausprobiert – vor Jahren gab es auch schon so etwas und ich wurde damals ziemlich eckig an mein Ziel geführt. Ich wählte also meinen Ausgangsort sowie den Zielort und wollte eine schnelle Strecke angezeigt bekommen. Der Plan zeigte eine Route, die in weiten Zügen sehr gerade vom Ausgangs- zum Zielort führte. Ich war begeistert. Da ich die Stadt als Radfahrer natürlich bereits sehr gut kenne, zoomte ich in den Plan um zu prüfen, ob es nicht für mich eine schnellere Strecke gab. Der Routenplaner nimmt natürlich auch bei der schnellen Strecke auf die markierten Radrouten der Stadt Rücksicht. Als ich in den ersten Bezirk zoomte, war ich etwas verwirrt. Auch hier war die Verbindung sehr geradlinig, dabei wusste ich, dass die Durchquerung in dieser Richtung nur mit sehr vielen Ecken und Umwegen möglich ist. Ich sah auch gleich, warum hier eine fast optimale Strecke vorgegeben wurde. Die Kenner unter euch, haben auf dem Bild links den Haken an der Sache bestimmt schon erkannt. Die Route führte tatsächlich durch die Kärtnerstraße (DIE zentrale Einkaufsstraße und Fußgängerzone Wiens) sowie über den Stephansplatz, der auch für Autos und Fahrräder gesperrt ist. Das wollte ich ausprobieren. Ich druckte also den Plan aus, machte für mich noch kleinere Korrekturen (Sechshauser- und Gumpendorferstraße statt Mariahilferstraße) und machte mich auf den Weg. Sollte mich ein Polizist aufhält in der Fußgängerzone aufhalten, dann konnte ich ihm wenigstens zeigen, wieso ich hier unterwegs war. zur Fußgängerzonen gekommen, zögerte ich ein wenig, denn ich war mir nicht mehr ganz so sicher, ob die Exekutive auch so denken würde, wie ich („ggg“), fuhr aber dann im Schritttempo durch. ich wurde nicht angehalten. Die Zeitangabe (46 Minuten) konnte ich sogar um 10 Minuten unterbinden und ich hetzte nicht dabei.
Es stellt sich nun die Frage, ob diese Route ein Hinweis darauf ist, dass die Stadtregierung demnächst noch mehr für die Fahrradfahrer dieser Stadt unternimmt und Fußgängerzonen für das langsame durchqueren öffnet. Vielleicht sollte ich Herrn Stadtrat Schicker wieder einmal drauf ansprechen. Auf mein letztes E-Mal habe ich bis jetzt keine Antwort bekommen.
PS: ein weiteres „Gustostückerl“ zum Routenplaner gibt es hier.
[ad name=“inside_post“]
Auf Radfahrer in Fussgängerbereichen (also Gehsteige und Fussgängerzonenen) kann ich als Fussgänger+Radfahrer gerne verzichten. Als Radfahrer bringts mir wenig, weil ich wg. dem geringen Tempo sowieso keinen Vorteil habe, als Fussgänger mag ich einfach schnell z.b. zur Seite springen können, ohne damit rechnen zu müssen von hinten von einem Radfahrer abgechossen zu werden. Zu Fahrrad und Innenstadt-Durchquerung: Interessant finde ich, dass die Durchfahrt durch den Kohlmarkt (Fussgängerzone) offenbar in einer Fahrtrichtung sogar legal möglich ist. Wenn man vom Tuchlauben kommt, darf man zwar nicht weiterfahren, allerdings mit dem Zusatz „ausgenommen Fahrräder“. Mir ist in dem späteren Verlauf der Fussgängerzone noch nie ein Schild aufgefallen, das gegensätzliches behauptet. In der anderen Richtung (Michaelerplatz) gibt es allerdings ein Einbahnschild (ohne Zusatz). Aber wenn mans einmal vom Tuchlauben schafft in die Fussgängerzone zu kommen, sollte man damit dann eigentlich auch legal zur Kärtnerstrasse rüberbiegen können (falls ich nicht irgendwo ein Schild übersehen habe).
@[me] … da muss ich Sie leider enttäuschen, denn am Eck Tuchlauben-Bognergasse (also Richtung Freyung) ist ein Pfeil zum Rechtsabbiegen (Gebotsschild nennt man so etwas, wenn ich mich nicht irre).
Zum Radeln in der Fußgängerzone gibt es bereits sehr viele positive Beispiele (Holland, Schweiz, aber auch Linz oder Lienz), wo dies gut funktioniert. Für die Kärtnerstraße ist das bestimmt nicht zur Gänze nützlich und ich finde auch, das man das nicht auf Kosten der Fußgänger machen sollte. Es wäre aber durchaus denkbar einige Querungen zuzulassen, z.B. Himmelpfortgasse oder Trattnerhof (zum Queren des Grabens), denn damit würde sich die Durchfahrt durch den ersten Bezirk schon beschleunigen lassen für Radfahrer, ohne die Fußgänger allzu sehr zu beeinträchtigen. Es gilt, wie eigentlich überall auf die Schwächsten im Glied Rücksicht zu nehmen und dies sind wohl in diesem Fall die Fußgänger.
Es gibt nach knapp 2 Monaten nun Anzeichen, dass es ev. doch noch eine Antwort von Stadtrat DI Rudolf Schicker zur Causa „Fahrradfahren in der Kärtnerstraße“ geben könnte. Die Büroleiterin der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr Ingrid Götzl hat mir soeben geschrieben, dass eine Anfrage an die Fachdienststelle gestellt wurde. Ich bin auf das Ergebnis schon sehr gespannt und werde natürlich hier darüber schreiben.