Klimaschutz ist Business

von | Okt 26, 2007 | Klimawandel, Umweltpolitik | 0 Kommentare

Es brannte mir gestern unter den Fingernägel, doch leider hatte ich keine Zeit einen Eintrag bei landscaping.at zu schreiben. Heute ist das Brennen ein wenig verraucht und das hat sein Gutes. So wird mein Eintrag zum Thema Al Gore vielleicht nicht ganz so voll von Sarkasmus und Ironie sein.

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Al Gore war also am Mittwoch in Wien und hinterlies hier in der Öffentlichkeit keineswegs nachhaltige Spuren. Wie bereits berichtet waren etwa 600 vermutlich geladene Gäste anwesend. Interessiert hätte das Thema sicher Tausende. Doch der Zutritt wurde nur einer politischen und kapitalistischen Elite gewährt (wenn dem nicht so war, dann korrigiere mich bitte eine/r der Anwesenden oder OrganistorInnen). Wie Johanna Ruzicka in Der Standard so schön schreibt kamen die BesucherInnen mangels Anbindung des Veranstaltungsortes an das öffentliche Verkehrsnetz mit dem Privat-PKW (oder soll ich gleich SUV schreiben, denn das ist der derzeit meist verkaufte PKW-Typ in Wien) oder mit dem Taxi. Nicht dass vermutlich jemand von den werten Herr- und Damschaften ernsthaft die Öffis verwendet hätte, wenn es eine Verbindung gegeben hätte. Das wäre wohl ein nicht zulässiger Schluss.

Hier wird schließlich Business gemacht. Und das bewies Al Gore auf beeindruckende Weise. Nach einem fünfminütigen Eingangsstatement in dem er ironischerweise darauf hinwies, dass wir das CO2 aktiv wieder aus der Atmosphäre rausholen sollen (er hat ja genug geblecht für die Kompensation seines CO2-Verbrauchs und so können in Afrika gut wieder ein paar Bäumchen auf fruchtbarem Boden gepflanzt werden), wurden Journalisten und Fotografen zum Stillschweigen verpflichtet. Denn was nun kommen sollte war nur für die geladenen Zuhörer, nicht aber für die auch sehr interessierte Öffentlichkeit. Was Al Gore sagte, dass kennen wir ja vermutlich schon, denn seine Klima-Roadshow (schön ironisch dieser Begriff, doch so bezeichnend) ist bereits mehr als 4 Jahre alt und wird für echte Klimaschützer immer unangenehmer, weil zu polemisch und wenig praktisch in der Umsetzung.

Eines darf jedenfalls angenommen werden: der Herr Nobelpreisträger macht damit sicher wieder ein gutes Geschäft. Nach Wien kam Al Gore von Berlin natürlich mit dem Flugzeug und weiter nach Paris gings ebenso. Zeit ist Geld und den Klimaschutz kann man sich damit dann kaufen, wenn man eben genug davon verdient.

Der Verein Viva Amazonía wollte Al Gore ein paar unbequeme Fragen stellen. Da keines der Mitglieder jedoch zur Elite gehört blieb den Aktivisten nur die Möglichkeit mittels Flyern vor der Veranstaltung auf die Widersprüche des Ex-Politikers hinzuweisen. Auf der Website des Vereins wurden Hintergrundinformationen zu den Fragen zur Verfügung gestellt, die ein klares Bild zeichnen. Al Gore mag vielleicht mit viel Polemik diejenigen erreichen, die bisher noch nichts vom drohenden Klimawandeln wußten oder hören wollten. Ob er sie aber auch zu Taten überreden kann ist zu bezweifeln, denn er selbst ist weder Vorbild noch bietet er wissenschaftlich fundierte Lösungen an (auch hier lasse ich mich gerne korrigieren). Die Aktion von Viva Amazonía wurde gemeinsam mit dem deutschen Verein Rettet den Regenwald durchgeführt, der bereits in mehreren Presseaussendungen auf die zweifelhafte Verwickelung von Al Gore mit der Biotreibstoff-Industrie hingewiesen haben. Greenpeace und Global2000 wollten leider nicht mitmachen. Während für erstere Al Gore die derzeit beste Wahl für den Umweltschutz in den USA ist und daher nicht von seinem Heldenpodest gestoßen werden soll, war bei Global2000 scheinbar eine Woche lang niemand für Klimaschutz zuständig.

Al Gore ist zu Gute zu halten, das er den Klimawandel auch in die wirtschaftsliberalsten Medien gebracht hat und Personen damit erreicht hat, die vorher die Augen verschlossen haben vor einer Tatsache, die nicht mehr weg zu leugnen ist. Doch warum macht Al Gore das? Ich würde die Frage so beantworten: Klimaschutz ist Business! Solang man damit viel Geld machen kann, wird Al Gore auf diesem Zug sitzen. Sobald andere damit mehr Geld machen, wird er einen neuen Zug auf Schiene bringen (wie er das ja bereits mit dem Datenhighway auch getan hat). Ob das mit Überzeugung zu tun hat oder einfach nur mit einem guten Gespür fürs Geschäft, das stelle ich in Frage. Glaubhaft wird Al Gore frühestens dann, wenn er einmal einen lukrativen Vortrag mit der Begründung ablehnt, dass sein CO2-Kontingent einfach keine Reisen mehr zulässt.

Und hier nun keine Google-Werbung (Al Gores Aktien bei der der Nummer eins der Suchmaschinen zuliebe :-) Alle aEinnahmen aus der Werbung (die ja auch anderswo auf dieser Seite zu finden ist) vom heutigen Tag spende ich an Viva Amazonía.

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