So traurig und enttäuschend dieser Titel ist, so sehr ist er doch Realität im immer leichtfertigeren Umgang mit dem Begriff „Öko“. Ich möchte hier nicht auf die Diskussion um das Kyoto-Folge-Protokoll eingehen, das in Bali diskutiert wurde und nachdem Atomstrom als ein Beitrag zum Klimaschutz ernsthaft diskutiert werden soll. Diese Diskussion wurde ja bereits in vielen Medien besprochen und von vielen NGOs aufgegriffen. Nein, ich möchte hier von Renewable Energy Certificate System (RECS) schreiben. Denn daran kann man wieder einmal erkennen, woran unser System krankt. Die Ursache ist längst bekannt (unser Lebenstil), doch bekämpft werden Symptome.
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Worum geht es bei RECS? Ganz kurz und für Laien: Über RECS werden Zertifikate für erneuerbare Energieerzeugung verkauft. Die Verkäufer sind die produzenten dieser erneuerbaren Energien. Und die Käufer? … häufig große konventionelle Stromanbieter, die dann offiziell einen Teil des von ihnen erzeugten Stroms aus bspw. Kohle- oder Atomkraftwerken als Ökostrom verkaufen dürfen. Die Produzenten von erneuerbarem Strom müssen dafür natürlich die Kapazitäten zur Verfügung stellen.
Man kann nun denken „Was ist das Problem? Der Ökostrom muss ja trotzdem hergestellt werden.“ Doch so einfach ist es nicht:
- Die meisten Verkäufer von Zertifikaten produzieren ihren Strom mittels großen Wasserkraftwerken (meist in Skandinavien). Diese Wasserkraftwerke sind durchaus als ökologisch kritisch zu betrachten. Zu erwähnen wären der hohe Landverbrauch, die Umsiedlung von Menschen, Methanproduktion bei der Flutung, Störung von Ökosystemen und Kulturen.
- Große Wasserkraftwerke wurden ohne Bedarf und ohne Markt gebaut und produzieren bspw. in Norwegen Strom, ohne Abnehmer zu haben. Durch den verkauf der Zertifikate muss also nicht erst erneuerbare Energie produziert werden, sondern es werden längst vorhandene Kapazitäten veräußert. Der nutzen für die Umwelt ist gleich Null.
- der Betrieb von Kohle- und Atomkraftwerke werden indirekt legitimiert und nicht hinterfragt.
- Es wird Etikettenschwindel betrieben. Der Kunde glaubt, durchden Umstieg auf Ökostrom einen Beitrag zur Umwelt zu leisten. Tatsächlich bezahlt er aber nur einen Bruchteil seiner Stromrechung für Ökostrom. Bei RECS zahlt man für eine Kilowattstunde etwa 0,25 bis 0,5 Cent. Beim pseudoÖkostrom-Anbieter zahlt man dann aber für die kWh bis zu 20 Cent. Es geht also nur ein Zehntel in die Erzeugung erneuerbarer Energie.
RECS-Mitglieder in Österreich sind u.a. die Energie AG Oberösterreich, der Verbund, die TIWAG, und E&T.
Auf meine Anfrage bei meinem oekostrom Anbieter, ob es denn auch eine Beteiligung an RECS gibt oder wie man zu diesem System steht, kam prompt eine sehr klare öffentliche Absage an das System (2). Ich habe also den richtigen Anbieter gewählt. Vermutlich geht es nicht allen so. Strom aus erneuerbaren Energiequellen ist zum Trend geworden und das öffnet natürlich auch Tür und Tor für Schwindel und Tricks. Wie so oft werden die Kunden zum Spielball von Geschäftemacherei einiger findiger Kapitalisten.
Und wie soll erneuerbare Energie abseits von Wasserkraft auch nur annährend den Verbrauch decken? Das Argument „der hohe Landverbrauch, die Umsiedlung von Menschen, Störung von Ökosystemen und Kulturen“ könnte man gegen praktisch jedes System geltend machen, z.B. auch gegen weitläufige riesige Flächen von Solaranlagen. Atomstrom halte ich derzeit tatsächlich für eine „grüne Alternative“. Mit Wiederaufbereitung sind die nur begrenzten Uranreserven kein Problem und die Sicherheit ist statt Tschernobyl auch stark angestiegen. Durch die Auswirkungen von kalorischen Kraftwerken sterben jedes Jahr weit mehr Menschen als an Tschernobyl gestorben sind. Die einzigen die derzeit von Ökostrom profitieren, sind die Investoren die sich a) über staatliche Unterstützung, b) über garantierte Einspeisetarife und c) über überdurchschnittlich gut zahlende Kunden freuen können.
@me …
1. dezentrale Stromversorgung (Hausdächer, Biomasse, Biogas, …)
2. Passivhaus-Technik
3. Energiesparen (hier einfach einmal ganz allgenmein formuliert)
4. …
Atomstrom als Ökostrom zu sehen ist wohl sehr kurzsichtig. Das Problem ist ja wirklich nicht die Wiederaufbereitung oder die Verfügbarkeit von Uran, sondern die Zwischen- und Endlagerung des kontaminierten Materials, die in keiner Weise gelöst sind und die Gefahr eines Unfalls, die zwar nach Tschernobyl vielleicht reduziert ist, aber keineswegs auch nur annähernd ausgeschlossen ist. Einen derartigen Unfall in Mitteleuropa würden weit mehr Menschen nicht überleben!!!
Schade übrigens, dass du zu feige bist eine gültige email-Adresse, Website oder nur einen Namen anzugeben. Eine Diskussion scheint so nur schwer möglich.
Zitat Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Wiederaufarbeitung): „Nach der Wiederaufarbeitung eingelagerte Brennelemente stellen daher „bereits“ nach etwa 300-800 Jahren keine Gefahr mehr für die Nachwelt dar[3].“. Ist zwar trotzdem ein langer Zeitraum, aber die Lagerung für einige hundert Jahre sicherzustellen ist durchaus realistisch. Und selbst eine nicht 100% sichere Endlagerung halte ich doch für weitaus sinnvoller, als die Schadstoffe einfach so in die Luft zu blasen (wie es bei kalorischen Kraftwerken passiert).
Bez. Unfallgefahr halte ich folgendes Zitat von James Lovelock für sehr gut (http://www.ecolo.org/media/articles/articles.in.english/love-indep-24-05-04.htm): „Opposition to nuclear energy is based on irrational fear fed by Hollywood-style fiction, the Green lobbies and the media. These fears are unjustified, and nuclear energy from its start in 1952 has proved to be the safest of all energy sources. We must stop fretting over the minute statistical risks of cancer from chemicals or radiation. Nearly one third of us will die of cancer anyway, mainly because we breathe air laden with that all pervasive carcinogen, oxygen. If we fail to concentrate our minds on the real danger, which is global warming, we may die even sooner, as did more than 20,000 unfortunates from overheating in Europe last summer.“
Die Zahl der Todesopfer aufgrund von Tschernobyl wird in verschiedenen Studien unterschiedlich angegeben und dürfte wohl zwischen 16.000 (IARC) und 60.000 (TORCH-Bericht) liegen. Tschernobyl war schon damals ein veraltetes Kraftwerk in dem Sicherheitsrichtlinien nicht eingehalten wurden. Aber selbst wenn wir davon ausgehen, dass moderne Kraftwerke genauso unsicher sind und alle 30 Jahre irgendwo ein Kraftwerk in die Luft fliegt, wären das „nur“ 2000 Tote pro Jahr. Also weitaus weniger als die Anzahl der Todesfälle die durch kalorische Kraftwerke, Autoabgase, Klimaerwärmung, etc. verursacht wird. Nur bei Tschernobyl ist die Anzahl halt medienwirksamer, weils „plötzlich“ passiert ist, anstatt dass es eine blosse Zahl ist die jedes Jahr in irgendeiner Statistik aufscheint.
Weiterer Vorteil an Atomkraft (besonders im Vergleich zu stark CO2 emittierenden Verfahren) ist, dass die Auswirkungen im Falle eines Unfalls doch relativ lokal sind. Wenn in Europa ein Kraftwerk hochgeht haben primär wir (Europäer) mit den Folgen zu Kämpfen. Mit den Folgen des CO2 Ausstosses unserer derzeitigen Kraftwerke haben derzeit primär die Leute zu kämpfen, in deren Ländern es aufgrund von Dürre zuwenige Lebensmittel gibt.
Punkt 1. und 2. kann den derzeitigen Energieverbrauch leider auch nicht nur annährend decken. Punkt 3. wäre eine Möglichkeit, aber ich bin zusehr Realist als das ich das für machbar halte (ich muss nur schaun wieviel andere Radfahrer ich z.B. im Jänner auf der Strasse sehe um zu wissen, dass Energiesparen für die meisten Menschen nur dann eine Option ist wenn man es „bequem“ machen kann). Angesichts der Tatsache, dass die Energie die mit Wasserkraft erzeugt werden kann nur begrenzt ist und das andere Techniken (Solarenergie, Windkraft, …) auch nur einen geringen Teil beisteuern können, ist es mir lieber ein „sauberes“ Atomkraftwerk zu haben, anstatt so wie jetzt einfach ein paar zusätzliche kalorische Kraftwerke. Sicher – beide Methoden haben Nachteile. Aber mir ist das kleinere (realitisch zu erreichende) Übel lieber, als den Status Quo beizubehalten, der noch schlechter ist.
@me … leider wieder keine ANgabe von Namen, Email oder Website bei dir und daher nahe an der Disqualifikation. Ich möchte nämlich wissen, mit wem ich hier diskutiere.
ich fibnde es ja wirklich ziemlich daneben die Anzahl von Toten gegeneinander aufzuwiegen. Außerdem war das Thema des Beitrags nicht die Atomkraft.
Ich finde die Argumente aber dennoch interessant, wenngleich auch falsch.
Bei AKWs ist für mich nicht die mögliche Sicherheit oder CO2-Neutralität relevant, sondern, die potentielle Gefahr. dazu kommt, dass Schäden oder Störfälle oft sehr spät oder gar nicht kommuniziert werden. man braucht hier nur die Diskussion über die deutschen AKWs des schwedischen Konzerns Vattenfall beobachten.
Atomstrom ist langfristig keine Alternative. Unser Klima muss aber langfristig geschützt werden. Da nützen Schnellschussaktionen (wie auch bei den Agrartreibstoffen) einfach nichts.
Ich denke mal an die Kosten und die mehr oder wenig deutlich ersichtlichen Subventionen für die Atomkraft, dann sind AKWs wohl vor allem ein Geschäft für die großen Stromanbieter.
Eigenartigerweise werden die Subventionen für Ökostrom auf der Stromrechnung ausgewiesen, die für die Atomkraft nicht. Da erhalte ich noch nicht einmal von der Bundesregierung Auskunft über die Höhe der Ausgaben für Euratom.
Aber lösen kann weder die eine noch die andere Alternative das Problem des Straßenverkehrs nicht – aber nicht nur da sehe ich wirkliche Umstellungsprobleme auf uns zukommen.
Aber warum über die Zukunft nachdenken, wenn für die großen Energiekonzerne doch gegenwärtig die Gewinne nur so sprudeln.
Weil einem ja oft die Argumente fehlen (man kann eben nie alles wissen) … hier noch ein Artikel des Umweltinstituts München e.V. mit dem Titel „Klimaretter Atomkraft?„.