Nach der äußerst erfolgreichen Auftaktveranstaltung für die Umsetzung des ersten österreichischen Ökodorfs vor etwa 3 Wochen, beginnt nun ein halbjähriger Formungsprozess einer Gruppe von Menschen, die als sogenannte Pioniere und Pionierinnen im Sommer nächsten Jahres ein Grundstück besiedeln werden. Dieser Prozess hat am vergangenen Wochenende in Riegersburg begonnen und wieder rund 45 Menschen angelockt. Nicht nur die Zahl der InteressentInnen, sondern auch die Vielfalt der Professionen und Herkunftsgeschichten, hat mich sehr positiv gestimmt. So saßen wieder Künstler und Künstlerinnen neben Landwirten und Landwirtinnen, Kinder neben älteren Menschen, Langhaarige neben Hemd-TrägerInnen, Frauen neben Männern. Allen jedefalls war eines gemeinsam. Wir wollen in den unterschiedlichen Phasen im Ökodorf wohnen, sei es nun während der Pionierphase oder in einer späteren Phase, in der dann das Grundgerüst des Ökodorfs bereits vorgezeichnet sein wird.
Das Thema des ersten Moduls war die Finanzierung. Eine spannende Frage, die viele bereits im Vorfeld beschäftigt hat und daher vermutlich sehr bewußt von den Teammitgliedern des Vereins Keimblatt Ökodorf ganz an den Beginn des Gruppenbildungsprozesses gestellt wurde. Denn bei all der Unterschiedlichkeit der Menschen ist den meisten eines doch gemeinsam (so meine Vermutung): Geld war im bisherigen Leben nicht zentrales Thema, zumindest wenn es um dessen Anhäufung geht. An dieser Stelle höre ich schon die Kritik von außen … „aber ohne Geld geht es eben auch nicht“ … „und wie sieht es dan mit der ökonomischen Komponente der Nachhaltigkeit aus“ … „na seht, und nun braucht ihr doch wieder unser Geld“. Diese Kritik ist natürlich durchaus berechtigt und so wurde schon vorab den TeilnehmerInnen gewissermaßen eine AUfgabe gestellt. Jede und Jeder sollte sich überlegen, wie sie/er sich und das Ökodorf finanzieren möchte und das anhand eines symbolischen Gegenstandes den Anderen gleich zu Beginn mitteilen. Schnell wurde dabei klar, das es vor allem Anschubfinanzierungen brauchen wird, dass dann aber alle bereits jetzt eine klare Vorstellung davon haben, wie sie später ihren Lebensunterhalt verdienen wollen. Es enstand daraus ein ebenso buntes Bild, wie das der TeilnehmerInnen selbst.
In weiterer Folge ging es dann wieder um die Vorbereitung auf die erste Pionierphase, um die Pflege des Keims, der seine ersten vorsichtigen Triebe zeigt. In einem Planspiel konnten wir einmal weit über den Zeitraum 2009 hinausblicken und ein erstes Ökodorf spielerisch gestalten. (Das ganze fand am Abend statt und ich konnte daher aus familientechnischen Gründen nicht von Beginn an teilnehmen. Meine Bedenken bezüglich einiger fehlender Elemente in diesem so entstandenen Dorf sollen hier daher nur als Anregung, nicht als Kritik verstanden werden.) Vor dem eigentlichen Spiel wurden im Brainstorming Elemente und Qualitäten gesammelt, die im Dorf gewünscht werden. Dabei wurden unterschiedlichste Ebenen bedacht. Neben Funktionellem (z.B. Bagger, Wohnraum/Arbeitsraum, Non-Polarity, Seminarräume) und Organisatorischem (Schule, Gemeinschaftsraum, Ort der Begegnung, ressourcenorientiert, …) kam auch die Freizeit und Entspannung dabei nicht zu kurz (Spass, Muße, Bauerngolf, Ort der Begegnung, etc.). Das Dorf das dann im Spiel entstand orientierte sich sehr stark an den Bedürfnissen der Erwachsenen. Es enstanden Wohnungen/Häuser, Gemeinschhftseinrichtungen, Geschäfte und Schulen, öffentliche und private Bereiche, kreative und produktive Zonen. Für Kinder gab es auch noch einen Spielplatz. Es wäre aber spannend gewesen, einigen der Kinder, die auch um diese späte Stunde noch aktiv waren, eine Möglichkeit zu geben ihren eigenen Bereich zu gestalten.
Am zweiten Tag wurden wir dann ein wenig aus den Gedankenspielen herausgeholt und zum konkreten Handeln angeregt. Ronny Wytek stellte „empowered fundraising“ vor (hier ein Interview mit John Croft über die Dragon Dreaming Methode). So wurden wir nun auch selbst eingeladen, einen finanziellen Beitrag zur Realisierung des Projekts zu leisten. In der derzeitigen Phase geht es insbesondere darum, das Team von Keimblatt Ökodorf zu unterstützen. Es sind bis zum Zeitpunkt des Grundstückskaufs (geplant im Sommer 2009) noch viele Aktivitäten geplant. Deren ehrenamtliche Erledigung stößt auch an Grenzen (zeitlich, aber auch im Sinne der Professionalität). Neben dem eigenen Einbringen (finanziell und aktiv) soll in einem zweiten Schritt auch das eigene Umfeld im Sinne des empowered fundraising motiviert werden, die Idee des ersten österreichischen Ökodorfs mitzutragen. Gründe dafür gibt es genug und einige für mich wichtige davon werde ich schon demnächst hier auflisten. Wir sind jedenfalls ein schönes Stück näher an die Verwirklichung unseres Traunes herangekommen und täumen auch weiter von „nachhaltigen“ Drachen.
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