Ich bin ein bisschen spät dran, denn das Modul 2 auf dem Weg zur Errichtung des ersten österreichischen Ökodorfs liegt nun schon ein Monat zurück und das Nächste steht schon vor der Tür. Weihnachten ist aber eben dazwischen gewesen und da gab es viel Anderes zu tun und natürlich auch die Stille und Ruhe, die ich zum Entspannen und Energietanken so dringend brauche. Nun ist es aber so weit. hier ein weiterer Bericht zu diesem sehr spannenden Prozess, an dem ich mit meiner ganzen Familie teilnehmen darf.
Das zweite Modul stand im Zeichen der Intagration. Gemeint damit ist einerseits die Integration des Ökodorfs in der Region, andererseits aber auch die Integration innerhalb der Gruppe selbst. Zweitere kam für mich ein wenig zu kurz. Das hatte verschiedene Gründe. Einerseits ist ein Wochenende natürlich schon per se zu kurz um eine sehr heterogene Gruppe, mit vielen starken Persönlichkeiten, zahllosen Visionen und Ideen und dem starken Wunsch, hier ein einmaliges Projekt aufzuziehen, auf den verschiedensten Ebenen sich näher zu bringen. Andererseits wurde der Integration in die Region ein ganzer Tag gewidmet. Ich war nicht ganz glücklich darüber und zu Beginn auch nicht über die Methode: Es wurde eine praktische und theoretische Einführung in „Bauerngolf“ gewählt.
Was ist Bauerngolf eigentlich?, werden sich jetzt viele fragen. Die Antwort ist so einfach, wie der Name: man spielt Golf bevorzugt auf einem Biobauernhof. Was dahinter steckt ist allerdings viel umfassender und eigentlich sehr spannend. Nämlich ein sehr umfassendes Konzept einer spielerischen Annäherung an viele Aspekte der nachhaltigen Entwicklung. Als Austragungsort wird ein Biobauernhof gewählt. Der Pacour wird aus alten und weniger alten Materialien, die es auf den meisten Bauernhöfen gibt, aufgebaut. Es kommt diesen Materialien damit eine unerwartete Rennaissance zu. Viele werden zu wahren Kunstwerken und stehen so vielleicht für längere Zeit als Landart-Projekte in der Landschaft. Das Spiel ist stets verbunden mit einem Fest, bei dem der Biohof seine Produkte oder andere Produkte aus der Gegend anbietet. Ach ja, vielleicht sollte ich auch erwähnen, dass hier nicht mit Schläger und Golfball gespielt wird sondern mit Gummistiefeln … jaja, ihr habt richtig gelesen. Sehr bodenständig das Ganze. Ich war (vielleicht auch deswegen) ein wenig skeptisch. Was der „Urvater“ des Sports Herbert Floigl über die Hintergünde und Ideen erzählte war aber durchaus spannend. Mit Bauerngolf erreicht man Menschen, die möglicherweise sonst nicht erreicht werden können mit Themen wie Nachhaltigkeit, Biolandwirtschaft, Ökologie und dgl.
Warum wurde dieses Spiel nun als „Integration in die Region“ für das Ökodorf gewählt? 2010 soll im Ökodorf eine Weltmeisterschaft im Bauerngolf abgehalten werden. Davor soll es eine regionale Meisterschaft geben, die wir dazu nutzen wollen, die Menschen der Region kennenzulernen und uns und das Projekt Ökodorf zu präsentieren. Gleichzeitig soll sich ein Team bilden, das Österreich dann bei der WM vertritt. Das Spiel ist dabei sicher eine interessante Methode. Das Zielgebiet des Ökodorfs ist eine von sehr starker Abwanderung geprägte region Österreichs. Viele, die dort wohnen tun dies nicht selten, weil sie keine andere Wahl haben. Ich möchte hier kein negatives Urteil abgeben, doch wer ländliche Abwanderungsgebiete kennt, der weiß auch, dass es dort eine gewisse Lethargie gibt, die Veränderung kaum noch zulässt. Das Projekt Ökodorf steht für einen gewissen Aufbruch. Um die Menschen von diesem Aufbruch zu überzeugen und sie auf die Reise mitzunehmen, muss man sie dort abholen, wo sie derzeit sind. Wenn wir sie gleich mit unseren idealistischen und positiven Überzeugung konfrontieren, werden wir vermutlich auf starke Ablehnung stoßen und vielleicht sogar Gefahr laufen, als „Sekte“ abgelehnt zu werden.
Noch ein paar Worte zur Integration innerhalb der Gruppe. Beim Modul 2 waren wieder einige neue Interessierte. Andere, die bereits beim ersten Modul dabei waren, haben dafür gefehlt. Es war nicht leicht die dadurch entstandenen unterschiedlichen Ebenen zu einer Gemeinsamen zu verbinden. Ich kann hier auch nur aus einer sehr persönliche Sicht der Dinge berichten. Für mich war der Prozess durch die Fehlenden vom letzten Mal natürlich ein wenig unterbrochen. Dafür waren einige sehr interessante „Neue“ dabei (einen ganz lieben Gruß an dieser Stelle nach Vorarlberg … nehmts die Berge doch einfach mit beim nächsten Mal. Ich vermisse sie auch … obwohl ich jetzt gerade mittendrin sitze :-). Die Integration passierte dann auch meist im informellen Bereich und in den Pausen, die für einen regen Austausch genutzt werden konnten. Zuwenig freilich dafür, dass sich daraus schon eine Gemeinschaft formen könnte.
Mehr Zeit blieb dann in einem Open Space Abschnitt, den ich dazu nutze mit einigen Leuten darüber zu plaudern, wie denn Familien in der Anfangsphase am besten eingebunden werden können. Da sich zu unserer Gruppe auch immer wieder Personen dazu gesellten, die keine Kinder haben, kamen dabei einige sehr interessante Ergebnisse heraus. So konnten die unterschiedlichsten Bedürfnisse offen formuliert werden. Mögliche Missverständnisse konnten in sehr offenen Gesprächen aus der Welt geräumt werden. Der gegenseitige Respekt und das Interesse an den Anderen, die den ganzen Prozess bereits begleitet, waren sehr hilfreich und markieren bei all der vorhin genannten Heterogenität doch auch eine gewisse Homogenität, die für das Gelingen des Projekts Ökodorf letztendlich wohl auch von großer Wichtigkeit sein wird.
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