Pomali … das steht für langsam, gemütlich … es steht aber auch für das Wohnprojekt, an dem ich nun schon seit über einem Jahr mitgestalte. Seit Anfang des Jahres bin ich im Zuge dieses Projekts gemeinsam mit meinem Kollegen Franco Baumeler auch mit der Planung der [intlink id=“542″ type=“page“]Außenräume[/intlink] betraut. Um einen auch für den Bauträger geeigneten rechtlichen Rahmen zu bilden, konnten wir die Landschaftsarchitekten von zwoPK mit ins Boot holen.
Bereits nach wenigen Wochen hat sich mir gezeigt, dass die ganze Konstellation schwierig ist. Mir war nur nicht gleich klar, woran das gelegen ist. Es war nur spürbar, dass wir einem Zeitplan nachhecheln, der eigentlich gar nicht so eng erschien. Es hat lange gedauert, bis mir klar geworden ist, dass wir bisher einige zentrale Unterschiede zwischen Landschaftsarchitektur und Permakultur-Design nicht deutlich genug kommuniziert haben.
Das letzte Gemeinschafts-Wochenende hat mich wieder etwas stärker in die Gruppe geholt. Ich habe mich in den letzten Wochen etwas außerhalb gefühlt. Dieses Gefühl entstand durch Zurufe aus der Gruppe, aber auch durch meine derzeitige Entwicklung. Es ist schon faszinierend wie manche Inputs einen erneut unglaublich in Schwingung bringen können.
Für mich gibt es einen ganz zentralen Unterschied zwischen einer landschaftsarchitektonischen Planung von Außenräumen und einer Gestaltung bzw. einer Planung nach Permakultur-Prinzipen:
- landschaftsarchitektonische Außenraumplanung: Es gibt eine klar umrissene Fläche und ein Budget und dazu Auftraggeberwünsche, die im Detail sehr unterschiedlich sein können. Am Ende der Planung und ev. Ausführung (je nach Auftrag) steht ein fertiges Produkt zur Verfügung, das sich vor allem durch den Wuchs der Pflanzen dann verändert. Die meisten anderen Bereiche der Planung (insbesondere befestige Flächen, beauftragte Bauwerke, …) sind in ihrem Zustand fertig und verändern sich weitgehend nur noch durch aktive äußere Einwirkung.
- Permakultur-Design: Die Planung nach Permakultur-Prinzipien basiert auf Beobachtungen einerseits des Planungsgegenstandes, aber auch der Umgebung, der Menschen und der Möglichkeiten Vorort. Das Design, das danach erstellt wird ist eine gedankliche Vorwegnahme einer Entwicklung des Planungsgegenstandes auf Basis von Zonierung und Segmentierung, ausgehend meist von einem Gebäude oder einer menschlichen Siedlung. Vorarbeiten für diese Entwicklung werden nur insofern gemacht als dass auf Basis der Zonierung und Segmentierung Bereiche festgelegt werden, die eine gewisse Entwicklung unterstützen. Weiters muss bei den meisten Projekten durch die Veränderungen aufgrund der Gebäude und insbesondere der weiteren Umgebung (auch Felder, Wiesen, Wälder, die meist nicht natürlich bewirtschaftet werden), ein Grundzustand hergestellt werden, der eine Entwicklung nach den Prinzipien der Permakultur ermöglicht.
Was ist nun in den letzten Monaten bei der Planung für Pomali passiert?
Nach einer ersten Anstrengung zur Zonierung und Segmentierung durch Franco und mich sind wir ganz einfach in einer landschaftsarchitektonischen Planung „steckengeblieben“. Für die Landschaftsarchitekten und den Bauträger hat sich so ein „normales“ Projekt dargestellt und ihr Ruf nach Details und Inputs hat uns angetrieben.
Eine Unterscheidung ist noch wichtig in Bezug auf die permakulturelle Gestaltung.
- PK-Elemente: Sind einzelne Elemente, die im Rahmen eines Permakultur-Designs so gruppiert werden, dass sie sich gegenseitig unterstützen und somit das System erhalten
- PK-Design ist ein Gestaltungeprinzip, das Prinzipien der Permakultur, die sehr stark durch Bill Mollison und David Holmgreen sowie zahllose andere geprägt wurden, in einer Planung umsetzt und dazu die einzelne PK-.Elemente miteinander in Beziehung bringt
Soweit vorweg ein paar Gedanken. In einem Email habe ich nun die auftraggebende Gruppe vom Verein „Miteinander Zukunft bauen“, der das Projekt Pomali umsetzt, über meine Gedanken in Kenntnis gesetzt. Die Frage sich dabei stellt ist Folgende:
Wie können wir einen Außenraum planen, der entstehen kann/darf/soll, wenn die Rahmenbedingungen des Auftrags einer klassischen Landschaftsarchitektur entsprechen? Dazu muss ich erwähnen, dass der Verein nur indirekt der Auftraggeber ist. Offiziell ist der Bauträger Auftraggeber der landschaftsarchitektonischen Planung. Zwischen Bauträger und Verein wird ein Übereinkommen ausgearbeitet, das dem Verein weitreichende Bauherrenrechte zugestehen soll. Ein Weg, der schon zeigt, dass auch der Bauträger hier sehr flexibel und offen für neue Ideen ist.
Die vorhin erwähnten Rahmenbedingungen sind in einer sogenannten Bau- und Ausstattungsbeschreibung (BuA) festgeschrieben. Ein Werk, das weitgehend allgemeinen Normen entspricht und somit ein Standardgebäude bzw. einen Standardaußenraum herstellt. Für unsere Zwecke stellt sich dieser Standard als sehr einschränkend dar, denn das Ergebnis dieses Standards ist eine landschaftsarchitektonische Planung, die einer Gewährleistung und Haftung standhält, wie jeder andere Siedlungsfreiraum auch. Natürliche Umgebung kennt dieser Standard nicht. Nicht versiegelte Flächen sind nur auf untergeordneten Flächen und Wegen zulässig. Baumaterialien kommen von offiziellen Anbietern und nicht vom Bauern von nebenan, der gerade ein einsturzgefährdetes Gebäude abgetragen hat. Ein durch eine Ausschreibung gefundener Auftragnehmer (bspw. ein Pflasterer) könnte dafür nie die Haftung übernehmen. Das nur ein paar Beispiele zu nennen.
Es erscheint also sinnvoll zu aller Erst die BuA und damit auch das Bild vom Freiraum, das der Normalverbraucher und die Fachplaner haben aus den Angeln zu heben und so dem Verein Freiräume zu schaffen. Das geht, meiner Meinung nach, auf 2 Arten:
- Eine Vereinbarung mit dem Bauträger, dass die BuA für den Freiraum von Pomali nur in den wichtigsten Punkten (Funktionsfähigkeit und Sicherheit) gilt. Dazu braucht es Garantien, dass der Verein bei einer eventuellen Auflösung einen Standard-Freiraum herstellen und finanzieren wird. (eine klassische „Was wäre wenn?“ – Forderung). Es ist zu hoffen oder fast anzunehmen, dass der Standard in einigen Jahren sich eher unserem Bild eines Aussenraumes annähert, sodass eine Wiederherstellung einfach wäre.
- Wir suchen Wege, wie wir das Budget für den Außenraum weitestgehend aus dem Baubudget des Bauträgers herausnehmen und haben damit auch die BuA nicht als Vorgabe. Ob der Bauträger darauf eingeht, weiß ich noch nicht, aber es finden sich Wege.
die Lösung 2 sehe ich für mich als die sinnvollere. Welche Möglichkeiten hätten wir damit.
- Wir können die Standards und Ausbaustufen als Verein weitestgehend selbst bestimmen.
- Materialien, Angebote … von uns nahestehenden Personen oder Gelegenheitskäufe können unbürokratisch angefragt werden
- wir haben viel Entwicklungsspielraum
Was ist noch dazu zu erwähnen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
- Wir müssen das Geld auftreiben, denn die Finanzierung kann nicht über die Miete ablaufen. Dennoch können wir für uns die gleichen Kosten festlegen, denn das Gesamtbudget muss dadurch ja nicht steigen
- Eigenarbeit wird erforderlich sein. Möglicherweise auch die eine od. andere Eigenleistung in monetärer Sicht.
- Wir werden keinen „fertigen“ Freiraum haben und es wird Provisorien und Veränderungen geben.
Ich bin schon gespannt, wie für ein derartiges Projekt ein rechtsgültiger Vertrag zustande kommt, der beide Seiten, den Bauträger und den Verein, zufrieden stellt. Es ist für den Bauträger sicher nicht leicht hier neue Wege zu beschreiten, denn auf den ausgetretenen Pfaden lässt es sich durchaus sehr bequem gehen.
Zur Gegenüberstellung von Landschaftsarchitektur und PK-Design möchte ich auch noch ein paar Worte sagen. Als ausgebildeter Landschaftsplaner/-architekt bin ich hier meiner Zunft ja durchaus verbunden. Die Darstellung von mir beruht auf Beobachtungen vieler Projekte in den letzten Jahren, insbesondere Plätzen und Siedlungsfreiräumen. Ich spreche hier ganz bewusst von preisgekrönter klassischer Landschaftsarchitektur. Für mich entwickelt sich diese zunehmend zu einer Design-Disziplin, die Natürlichkeit maximal als ein „schickes Element“ einplant. Ich möchte damit nicht werten. Viele der Projekte sehen durchaus schön aus. Mir geht es um die Diskussion zwischen künstlichen und natürlichen Freiräumen. Mir ist dabei auch klar, dass es PlanerInnen gibt, die ganz andere Wege beschreiten und in und mit ihrer Planung langfristige Entwicklungen ermöglichen.
Ich möchte hier keinesfalls von richtiger oder falscher Planung sprechen. Vielmehr geht es mir darum zu zeigen, dass die Rahmenbedingungen für Permakultur-Design insbesondere im öffentlichen bzw. halböffentlichen Bereich nicht sehr günstig und grundsätzlich Projekte nach PK-Prinzipien daher nur durch weitreichende Ausnahmen möglich sind.
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