Aus Angst vor §278a kein Produktname

von | Feb 19, 2011 | Nachhaltig Einkaufen, Permakultur | 4 Kommentare

Die Biofach 2011 ist vorbei für mich und mein kleines Highlight der Fachmesse kann ich hier nicht benennen. Ihr seht den Produktnamen im Bild links. Warum glaube ich, dass ich den Produktnamen im Kontext mit manchen anderen Begriffen im Text und den tags dazu nicht schreiben kann?
Kurzer Exkurs zum §278a. In Österreich hat dieser Paragraph, der u.a. eine Folge der Ereignisse in New York im Jahr 2001 ist, einen gewissen Bekanntheitsgrad bekommen. Auch im Ausland ist zwischenzeitlich über die teilweise skurrile Anwendung des Paragraphen gegen Tierschützer berichtet worden . Letzte Woche habe ich dann noch von einem anderen Fall gelesen, bei dem dieser Paragraph auch zur Anwendung kommen könnte. Als ich mich nun hingesetzt habe und einen Bericht über eben das Produkt, das ihr am Bild sehen könnt, schreiben wollte, musste ich an den 278a denken. Die Worte, die ich für den Titel gewählt habe im Zussammenhang zu denen, die auch im Text dann vorkommen, hat mich kurz einmal innehalten lassen. Kann man das angesichts der Vorfälle in Österreich derzeit überhaupt schreiben? Ist man damit vielleicht am Radar der „Terrorfahnder“? Oder ist alleine das kritische Schreiben über die Anwendung des Paragraphen selbst schon ein Grund beobachtet zu werden?

[ad name=“468×60-Banner“]

OK, soviel dazu und als Erklärung für den etwas eigenartigen Titel, der mit dem restlichen Inhalt des Textes eigentlich gar nichts zu tun hat. In weiterer Folge werde ich öfter von dem „Produkt“ reden. Damit ist dann immer eben das Produkt am Bild gemeint. Weiters werde ich die anderen möglichen Signalwörter jeweils beim ersten Vorkommen benennen. Ob ich paranoid bin? … Wenn dieser Artikel dazu dient das heraus zu finden, dann ist das auch ein spannendes Experiment.

Das erste Exemplar des Produkts wurde laut dem Magazin Urban Farm im Jahr 1973 von Liz Christy auf ein ungenutzes Grundstück in New York geworfen. Damals war ich 2 Jahre alt. Das war der Ursprung einer Bewegung, die sich schon bald den Namen Guerilla (Signalwort) Gardening auf die Fahnen schrieb. Heute, fast 40 Jahre später, hat sich die Bewegung weltweit verbreitet. Auch in Wien gibt es schon mehrere Gruppen und erfolgreiche Aktionen. Es kommt auch zunehmend zu einer Vernetzung der Aktivisten (Signalwort). Auf der Biofach habe ich nun zum ersten Mal das Produkt mehr oder weniger industriell gefertig zum Verkauf angeboten gefunden. Die Reichweite und das Zielpublikum kann damit natürlich ausgeweitet werden. Die Firma Aries (Signalwort, da es auch der Name einer Rakete ist) bietet dazu noch ein nettes Werbegeschenk bspw. für Ostern an: Bei Abnahme von 500 Stück des Produkts bekommt man das eigene Firmenlogo auf die Verpackung. Der Stückpreis beträgt dann € 0,59.
Die Zusammensetzung der Samen ist nicht unbedingt ortspezifisch, kommt allerdings typisch in der Region vor, in der das Unternehmen beheimatet ist. Es wurde darauf geachtet, dass keine allzu hoch wachsenden Sorten wie etwa Sonnenblumen verwendet werden. Ich könnte mir gut vorstellen, dass bei Abnahme einer bestimmten Menge auch auf die Sortenwahl Einfluss genommen werden kann. So könnte man beispielsweise auch die Verbreitung von heimischen Wildsorten in verschiedenen Regionen fördern.

Ein gelungenes Produkt auf einer Messe, die sonst nicht gerade dem Geist der Permakultur oder Nachhaltigkeit (im ganzheitlichen Sinn) folgt. Die Zielrichtung der vertretenen Bioszene ist schon sehr stark auf Kommerz und Marketing ausgerichtet. Wie ein bloggender Kollege treffend beschreibt: Die Hippies und Alternativen der Szene scheinen ausgestorben zu sein. Businessmenschen in dunklen Anzügen prägen das Bild!

4 Kommentare

  1. Kay

    Bist also gut nach Haus gekommen.
    Dass es in Österreich auch solch skurrile Szenen in Sachen Gesetzen gibt, beruhigt in soweit, dass wir nicht allein sind.
    Den zweiten Part von deinem kritischen (Signalwort) Artikel kann ich nur unterschreiben. Ein bunter kbA Baumwollschal macht nicht den Öko. ;-)
    LG von der Ostseeküste
    meer-BIO Kay

    Antworten
    • roland

      @kay Der Schal ist dann vermutlich auch noch soviel kba, wie manomama-Sina das beschrieben hat. 40% konventionell undtrotzdem als „bio“ deklariert. Das ist die traurige Realität

      Antworten
  2. Thomas

    Hallo Roland,

    super Artikel – bin gerade über die Signalwörter darauf gestossen :) Ne, Schmarrn. Wollte mich endlich mal melden, kaum dreht man sich ein paarmal um, sind schon wieder drei Wochen vergangen. Hat mich jedenfalls sehr gefreut, Dich zu treffen!
    Ich nehme deinen Blog mit auf unsere Linkliste, vielleicht kommen ein paar Leute dazu sich mehr mit Permakultur zu beschäftigen (evtl. bräuchte ich da beizeiten mal ein paar Tipps von Dir, ein Freund plant auf dem Grundstück seiner verstorbenen Oma einen Permakultur-Schaugarten anzulegen).
    Deine Eindrücke im letzten Absatz treffen es ganz gut. War als Erstbesucher etwas enttäuscht, wie „konform“ die Messe großteils wirkt. Da zeigt sich wieder, die Priester unserer Zeit sind Marketingstrategen und Finanzjongleure, und die lassen sich auch den Bio-Boom nicht entgehen. Der Kommerz nimmt wohl alles in sich auf. Aber vielleicht fangen die Leute ja irgendwann an dieses zweckrationale Denken zu durchbrechen. Mir hat zumindest das Bloggertreffen dahingehend Mut gemacht, weil ich dort Leute wie Dich getroffen habe.
    In diesem Sinne, ein freudiges Schaffen weiterhin, und möge Dich der 278a verschonen.

    Liebe Grüße aus Bavaria
    Thomas von People for Future

    Antworten
  3. Casandra

    Da merkt man mal wieder das alles womit der Statt Geld verdienen kann in einem „Angstgesetz“ endet. Das ist mit der angeblichen Terrorgefahr genauso wie mit der CO2-Lüge. Letztendlich nur ein weiteres Argument um höhere Kosten für die bürger zu rechtfertigen.

    Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert