Wenn man auf den Straßen von New York steht, insbesondere dann, wenn man die Stadt, so wie ich, nur aus Bildern und Filmen kennt, dann sieht man Häuserschluchten bestehend aus Glaspalästen, unbändigen Verkehr und eine Unzahl von Menschen, die nicht selten zielgerichtet durch die Straßen hetzen.
Alex MacLean zeigt in seinem Buch „Über den Dächern von New York“ jedoch ein völlig anderes, teilweise unerwartetes Bild der amerikanischen Millionen-Metropole. Dieses Bild beschreibt er selbst so:
„Aus dieser vertikalen Abschottung ergibt sich ein dramatischer Effekt, […]. Auf Liegestühlen hingestreckt nehmen sie keinerlei Notiz von dem Verkehr, der unmittelbar an ihnen vorbeizurauschen scheint, in Wirklichkeit jedoch 20 oder mehr Stockwerke tiefer gelagert ist. Solche Freilufträume schweben über der Stadt wie Inseln auf Stelzen. Ohne horizontale Verbindung zum Straßenbild erwecken sie das Gefühl, dessen Raster entkommen zu sein. Diese dreidimensionale Matrix unterschiedlicher Nutzungen in städtische Bauwerken schafft die funktionale Dichte, die urbane Milieus so reichhaltig und interessant macht.“
Neben den vielleicht vermuteten luxuriösen Dachterrassen mancher (vermutlich) betuchter Stadtbewohner und -bewohnerinnen, sowie den bekannten Landeplätzen für Hubschrauben, finden sich auf den Dächern von New York auch zahlreiche Grüne Oasen und Plätze der öffentlichen bzw. teilöffentlichen Begegnung. Diesen beiden Themen widmet MacLean jeweils eigene Kapitel in seinem Buch. Unter dem Titel „Die grüne Stadt“ finden sich neben privaten Kleingärten und der berühmten High Line, einer ehemaligen Hochbahnlinie, die zu einem 2 km langen linearen Park umgestaltet wurde, auch die Eagle Street Rooftop Farm. Die Farm versorgt als CSA (Community Supported Agriculture) Betrieb die eigenen Mitglieder mit Gemüse direkt aus der Stadt.
Aus seiner Betrachtung von New York aus der Vogelperspektive leitet Alex MacLean auch eine logische Konsequenz für die zukünftige Stadtplanung ab
„Es scheint nur logisch, die Umwidmung von Dachflächen zu öffentlichen Freiräumen in die Planung neuer Entwicklungsprojekte aufzunehmen. […] Denn auch dort lassen sich Orte gestalten, die unser Bewusstsein für das Wetter, den Wechsel der Jahreszeiten und die Natur schärfen und uns vor dem Gefühl der Anonymität in der Großstadt bewahren“
Ich kann dem viel abgewinnen und würde mich freuen, wenn viele Städte diesen Schritt tun würden.
Alex MacBeal
Über den Dächern von New York
Die verborgenen Oasen der Stadt
191 Flugbilder, mit einem Vorwort von Robert Campbell und Texten von Alex MacLean, aus dem Amerikanischen von Martina Tichy, 256 Seiten, 183 Farbtafeln,
ISBN 978-3-8296-0582-3
Verlag Schirmer/Mosel, München
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