Düringer: Leb wohl, Schlaraffenland

von | Jan 13, 2014 | Lesetipps|Hörtipps | 0 Kommentare

dueringer_coverBei Roland Düringer denkt man gleich an den Kaberettisten. Und wenn Kabarettisten Bücher schreiben, dann denkt man vermutlich an Unterhaltungsliteratur, bei Düringer vielleicht sogar an gute Unterhaltungsliteratur. Nun, „Leb wohl, Schlaraffenland“ ist Unterhaltungsliteratur und an einigen Stellen kann man sogar schmunzeln. Was Düringer in seinem Buch, das aus einem Interview mit Clemens G. Arvay (Autor von Bücher wie „Der große Bio-Schmäh“ oder „Friss oder Stirb“), entstanden ist, hier anspricht, hat mit seinem gewohnten Benzin-Bruder-Image aber wenig zu tun. Düringer beschreibt „das gute Leben“ und der Untertitel des Buches gibt auch schon einen Hinweis darauf, was damit gemeint ist: Die Kunst des Weglassens.

//
//
Roland Düringer hat in den letzten Jahren seinen Lebensstil – radikal, das kann man wohl sagen – umgestellt. Düringer hat in vielen Filmen sowie auf der Bühne immer wieder bestimmte Rollen eingenommen. diese waren so echt, dass man ihn selbst schon mit dieser Rolle identifiziert hat, auch wenn es fiktive wie die des Ingenieur Breitfuß in der Serie „MA2412“ waren.

Um den Charakter authentisch spielen zu können, musste ich diesen fiktiven Menschen verstehen und genau wissen,weshalb er sich so oder so verhält und wie er innerlich funktioniert. Seit ich das weiß, kann ich in jeder Lebenssituation Herr Breitfuß sein. Ich muss nur den Schlüssel finden und umdrehen.

Irgendwann dachte Düringer dann: „Wenn ich die Fähigkeit besitze, jemand anderen zu erkennen, mich in ihn hineinzuversetzen und seine Verhaltensmuster zu übernehmen, dann kann ich auch meine eigenen Verhaltensmuster ändern, weil ich ja weiß, wie das geht. Ich muss bloß den Schlüssel dazu finden.“ Mein erster Gedanke nach diesem Absatz war, dass Düringer also wieder in eine neue Rolle geschlüpft ist. Diesmal eben der Öko und Systemkritiker. Doch schon im nächsten Absatz wird die Transformation spürbar, wenn Düringer sagt: „Ich glaube daher, dass, wenn ich äußere Rahmenbedingungen verändere, sich zwangsweise mein Verhalten und vielleicht sogar mein Seelenleben verändern. Bei mir war das im Zusammenhang mit dem Garten sogar sehr deutlich der Fall.“ Doch ich – ewiger Kritiker :-) – kann Düringer seinen Wandel noch immer nicht abnehmen. Klar, er kann es sich leisten, einfach einmal auf Gartenbetrieb umzuschalten, ein paar Autos zu verkaufen und die Füße baumeln zu lassen. Doch je weiter ich Leb wohl, Schlaraffenland lese, je glaubwürdiger wird die Transformation sichtbar.

Wenn die Rahmenbedingungen, in denen wir uns befinden, die Umsetzung erschweren, was machen wir dann?„, fragt Düringer selbstkritisch und merkt an, dass er eben in der glücklichen Situation ist, das zu tun, was ihm wirklich Spaß macht und was er kann. „Für Menschen, die in so einer glücklichen Lebenssituation sind, ist es ganz wichtig, dass man oft „Danke!“ sagt.

Düringer ist also kein Fantast und ewiger Schauspieler. Er fährt noch immer gerne Motorrad und genießt das Leben. Doch Genuss kann für ihn heute auch eine U-Bahn-Fahrt durch Wien sein und Gespräche mit Menschen. Sein Plan ist „aus Systemen ganz oder zumindest so weit auszusteigen, dass sie mir nur mehr als Werkzeug dienen.Leb Wohl, Schlaraffenland, willkommen Gutes Leben.

Roland Düringer, Clemens G. Arvay: Leb wohl, Schlaraffenland . Die Kunst des Weglassens
edition a
Wien 2013
ISBN 978-3-99001-065-5

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert